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Interview zum Thema ,,Mentaltraining im Sport, Minigolf und Alltag‘‘ mit Anya Alyzabeth und Marvin Hauri

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Das Interview wurde am 2.5.20 über die Applikation Zoom durchgeführt und dauerte ca. 45 Minuten (inkl. Fragen am Ende des Interviews). Anbei eine Zusammenfassung mit Zeitangaben für diejenigen, die nicht dabei sein konnten oder sich noch einmal in die Fragen vertiefen möchten.

 Einleitung: Anya Alyzabeth stellt sich vor (0:28)

Anya ist zertifizierte Mentaltrainerin und lebt zur Zeit in Kanada. Sie arbeitet auch in den Bereichen Stressmanagement und Coaching und ist Zeit-, Selbst-und Meditationstrainerin. Im Moment arbeitet sie gerade an ihrem certified sportsecology coach, da sie im letzten Jahr begonnen hat, mit Sportlern zusammenzuarbeiten und da bereits erste Erfolge in kurzer Zeit erzielen konnte.

 

Frage 1: Was verstehst du unter Mentaltraining? (2:40)

Mentaltraining bedeutet im Allgemeinen ,,das Trainieren des Geistes‘‘ und steht im Gegensatz zum ,,Trainieren des Körpers‘‘. Wir trainieren unseren Geist in bestimmte Richtungen, die uns dabei helfen, unsere Ziele besser zu erreichen und dabei positiv und zuversichtlich zu denken.

 

Frage 2: Wie und wann setzt du das Mentaltraining persönlich um? (3:29)

Anya setzt das Mentaltraining praktisch täglich ein. Sie setzt das Mentaltraining bewusst und unbewusst ein.

Bei Anya wurde vor einem Jahr eine Autoimmunkrankheit namens Hashimoto (=Schilddrüsenerkrankung) diagnostiziert. Sie wollte keine Medikamente nehmen und hat sich intensiv über die Diagnose informiert und damit auseinandergesetzt. Dabei fand sie heraus, dass chronischer, emotionaler und mentaler Stress die Hauptursachen für ihre Autoimmunkrankheit waren. So begann sie sich mit allgemeinem Stressmanagement auseinanderzusetzen, worauf sie sich dann immer mehr mit dem Mentaltraining befasste. Sie setzte das Mentaltraining gezielt gegen den chronischen Stress ein und befreite sich aus der Negativ-Spirale. Dies dauerte zwar lange, aber seit vergangenem Jahr ist sie dadurch symptomfrei.

 

Die Autoimmunkrankheit ist im Moment nicht mehr aktiv da. Damit die Krankheit nicht wieder aufflammt, setzt sie das Mentaltraining täglich ein. So fällt sie nicht in ,,alte Muster‘‘ zurück, die dann wiederum Symptome hervorrufen.

 

  • Zwischenfrage: Wie machen sich die Symptome bemerkbar?

Die Symptome machen sich unterschiedlich bemerkbar, je nach Mensch und Krankheit. So können sich Verspannungen, Kopfschmerzen, Migräne oder andere Symptome bemerkbar machen. Durch die Autoimmunkrankheit hatte Anya nur wenig Energie, obwohl sie genug geschlafen hat. Ein weiteres Symptom waren tägliche und nächtliche Schmerzen an den Gelenken oder Muskeln.

 

Symptome zeigen sich von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Diese muss man bewusst erkennen, um mit Mentaltraining dagegen zu wirken. Beim Mentaltraining ist eine Selbstanalyse und Selbstentwicklung auf allen Ebenen (z.B. physischen Ebene) von zentraler Bedeutung, damit man den Geist besser trainieren kann.

 

Frage 3: Was ist der Unterschied zwischen dem Mentaltraining zu Hause und während des Trainings oder Wettkampfes? (8:05)

Das Mentaltraining zu Hause und während des Trainings gilt als Vorbereitung für den Wettkampf. So kann es beim Wettkampf nur noch abgerufen werden. Während des Wettkampfes befindet man sich meist in einer stressigen Situation. Bei solchen stressigen Umständen können wir nicht Strategien abrufen, die wir nicht schon vorgängig intensiv geübt haben. So wird zu Hause und im Training das Mentaltraining intensiv und regelmässig geübt, damit wir es dann im Wettkampf sofort abrufen und umsetzen können, auch unter Stress. Erst dann zeigt das Mentaltraining seine Wirkung.

 

Es kommt immer mal wieder vor, dass Sportler während des Trainings gute Leistungen erzeugen aber diese dann im Wettkampf nicht mehr zeigen können. Die betroffenen Sportler haben die ,,mentale Seite‘‘ noch nicht richtig zu Hause trainiert. So wurde nur das Physische trainiert.

 

  • Zwischenfrage: Weshalb kommt es vor, dass Sportler gute Leistungen, die sie während des Trainings gezeigt haben, nicht mehr im Wettkampf zeigen können?

Bei diesen Sportlern wurde sehr wahrscheinlich die mentale Seite zu Hause oder während des Trainings nicht trainiert. Im Mentaltraining gibt es sehr viele Übungen, wie zum Beispiel die Visualisierung oder Übungen zur Motivation. Die Übungen helfen, die gelernten Strategien unter Stress besser abrufen zu können. Vor dem Wettkampf kann man sich entweder bewusst entspannen oder seine Energie sofort hochfahren. Da gibt es diese zwei Seiten.

 

Frage 4: Zählt ,,Meditieren‘‘ auch zum Mentaltraining dazu? (11:52)

Ja und nein. Ja, weil man mit dem Mentaltraining erst beginnen kann, wenn man entspannt ist. So hilft die Meditation, um sich vorgängig (Geist und Körper) zu entspannen. Das Unterbewusste kann besser greifen. Die Meditation ist eine Vorbereitung, um den Geist auf das spezifische Mentaltraining vorzubereiten.

 

Man könnte zum Beispiel 1-2 Stunden vor dem Turnier als Vorbereitung meditieren und dann anschliessend eine Visualisierungsübung aus dem Mentaltraining durchführen.

 

Frage 5: Kannst du von Mentaltraining auch ausserhalb des Sports profitieren? (15:28)

Ja, bezogen auf die Autoimmunkrankheit (siehe Frage 2).

Jeder kann im Alltag von Mentaltraining profitieren. Wenn man zum Beispiel im Stau steht ist das sehr stressig. Man kann vorgängig, bevor man sich in das Auto setzt, mit Mentaltraining so trainieren, dass man den Stau nicht mehr als stressig empfindet und seine Gedanken bewusst zu etwas Positivem umlenken. Dies kann man auf verschiedene Stresssituationen anwenden.

Der Körper stösst Stresshormone in einer Stresssituation aus. Dann kommen negative Gedanken dazu, die den Stress verstärken. Diese Gedanken werden bewusst erkannt, neutralisiert oder in etwas Positives umgelenkt. So werden die negativen Gedanken durch positive Gedanken ersetzt.

 

Frage 6: Wie hast du deinen Kunden mit dem Mentaltraining weiterhelfen können? (18:12)

Anya hat mit einem Grossteil der Kunden aus dem medizinischen Bereich zusammengearbeitet. Dabei ging es um physische Symptome, welche deren Leben stark eingeschränkt haben. Sie hat mit ihrem Programm geholfen, den Stress zu erkennen und die Verbindung zwischen ihrem wahrgenommenen Stress, ihren Gedanken und den Vorgängen in ihrem Körper zu erkennen und schrittweise zu neutralisieren und in etwas Positives umzulenken. Die Symptome sind nach dem Programm verschwunden.

 

Auch arbeitet Anya mit Kunden aus dem sportlichen Bereich zusammen. So hat sie letztes Jahr mit einem Hockeyteam gearbeitet. Sie hatte mit den Goalies regelmässig Sitzungen und mit ihnen an der Visualisierung gearbeitet. Sie haben zusammen geschaut, wie die Goalies ihren energetischen und physischen Bereich besser schützen können. Danach erzielten sie tolle Ergebnisse. Sie waren aber auch sehr motiviert.

Zwischenfrage: Was benötigt man im Minigolf, um im Mentalbereich gute Leistungen zu bringen?

Je besser man im Sport- im Minigolf- ist, desto wichtiger wird das Mentaltraining, denn mit der Zeit sind die physischen Fähigkeiten zwischen den Spielern ab einem gewissen Niveau ziemlich identisch. Wer unter Druck immer noch 100% Leistung erbringen kann, ist der Gewinner. Dies gelingt aber nur mit Mentaltraining. In der Spitzenliga entscheidet fast 80-90% das Mentaltraining, wer gewinnt.

 

Frage 7: Möchtest du sonst noch etwas mitteilen? (23:51)

Je länger man den Sport betreibt, desto wichtiger wird das Mentaltraining. So müssen Kinder den Sport zuerst einmal körperlich erlernen. Dies dauert einige Jahre, bis alle mehr oder weniger alles gleich gut können und dann kommt das Mentale immer mehr dazu.

Zwischenfrage: Ab wann ist der Erfahrungswert nicht mehr so relevant wie der mentale Wert?

Dies ist schwierig zu sagen. Bei den Hockeyspielern (16 Jährige) zum Beispiel war das Mentale schon früh sehr wichtig. Obwohl die Kinder und Jugendlichen noch viel Physisches lernen müssen, hat das Mentale bereits einen Einfluss.

 

Je früher man mit dem Mentaltraining anfangen kann, desto besser!

 

Frage 8: Wo findet man dich im Internet? (30:02)

Anya hat eine Website, Facebook…
https://www.facebook.com/anyaalyzabeth/
http://coachingwithanya.com/german

 

A Quick Stop tot he Stress Response: Erklärung (30:30) Folie am ende des Textes

 

3 Dinge, die die Menschen sofort umsetzen können:

 

  1. Wie denkt man über Mentaltraining? Kann ich meine Gedanken lenken, damit ich etwas erreichen kann? Glaube ich daran? Wie stehe ich dazu?
  2. Erkenne ich meine negativen Gedanken? Viele Menschen tun dies nicht. Das Training fängt damit an, dass negative Gedanken selbst erkannt werden. So könnte man sich überlegen, was man in einer Stunde alles so denkt. Man wird sich bewusst, dass man ziemlich viel Negatives denkt. Während dieser Übung kann man ein Gummiband über das Handgelenk anziehen und wenn man sich bewusst wird, dass man etwas Negatives denkt, sich mit dem Gummiband ,,pfitzen‘‘. Durch das ,,Pfitzen‘‘ wird man sich bewusst, dass man negativ denkt.
  3. Wenn man erkennt, dass man sich in einer Stresssituation befindet und diese unterbrechen möchte, dann sagt man sich innerlich STOPP. Mit dem STOPP verbindet man ein inneres Bild. Das STOPP-Bild kann unterschiedlich aussehen (Schild, hochgehobene Hand, etc.). Der negative Gedanke resp. die Reaktion wird unterbunden.

Danach atmet man dreimal tief durch. So ist die physische Stressreaktion des Körpers unterbrochen. Dann wird der Kopf freier und man kann anders reagieren, da man in der Regel unter Stress immer gleich reagiert. Dies muss man trainieren und dauert eine gewisse Zeit. Man muss sich selber sehr genau analysieren.

 

Zusätzliche Fragen der Zuschauer (37:20)

 

Folie: Anya Alyzabeth (2020) Copyright Kaluza